Kommunalfinanzen

Gutachten: Altschulden-Übernahme nur mit Grundgesetz-Reform

23. August 2024 , 14:07 Uhr

Kanzler Scholz hat sich selbst dafür eingesetzt: Der Bund sollte überschuldeten Kommunen beispringen. Doch das wird für die Ampel-Koalition extrem schwierig.

Die Übernahme kommunaler Altschulden durch den Bund ist einem Gutachten zufolge nicht ohne Änderungen des Grundgesetzes möglich. Da die finanzielle Entlastung der Kommunen derzeit Länderaufgabe sei, müsste der Bund ausdrücklich zu einer Schuldenübernahme ermächtigt werden, heißt es in der Studie des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags im Auftrag der FDP-Fraktion, über die zuerst die «Rheinische Post» berichtete. Damit wird eine Lösung der Schuldenproblematik in dieser Legislaturperiode unwahrscheinlich.

Eigentlich hatten sich SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag 2021 vorgenommen: «Im Rahmen der Bund-Länder-Finanzbeziehungen wollen wir den Kommunen bei der Lösung der Altschuldenproblematik helfen.» Denn viele Städte und Gemeinden vor allem in Nordrhein-Westfalen, im Saarland und in Rheinland-Pfalz haben so hohe Kassenkredite, dass wichtige Investitionen in Schulden, Infrastruktur, Schwimmbäder, Theater und anderes auf der Strecke bleiben.

Finanzministerium: Bund und Länder sollen gemeinsam helfen

Laut einem Vorschlag des Finanzministeriums sollen Bund und Länder in einem gemeinsamen Kraftakt jeweils die Hälfte der übermäßigen Liquiditätskredite der Kommunen übernehmen. Zugleich sollen die Kommunen verpflichtet werden, eine neue Überschuldung zu vermeiden.

Für beides müsste dem Gutachten zufolge allerdings das Grundgesetz geändert werden. Nicht eindeutig geklärt sei zudem, ob eine Altschuldenübernahme durch den Bund unter die Schuldenbremse fallen würde, heißt es darin. In dem Fall müsste auch hier ausdrücklich eine Ausnahme festgeschrieben werden.

Union ist dagegen

Änderungen des Grundgesetzes setzen aber eine Zweidrittel-Mehrheit im Bundestag und im Bundesrat voraus. Die Union und mehrere Länder lehnen eine Reform bisher ab – unter anderem, weil nur verschuldete Kommunen davon profitieren würden. Das sei schlicht unfair und benachteilige Länder, die ihre Kommunen selbst angemessen ausstatteten oder aus eigener Kraft entschuldeten, argumentiert beispielsweise Bayern.

«Die CDU muss im Land und im Bund springen. Ansonsten wird das nichts», forderte der Bundestags-Haushälter und Vizevorsitzende der nordrhein-westfälischen FDP, Frank Schäffler. Auch die SPD hatte die Union zuletzt aufgefordert, in der Frage einzulenken.

Quelle: dpa

Das könnte Dich auch interessieren

11.09.2024 Regierung: Kontrollen belasten Verhältnis zu Nachbarn nicht Ab Montag gibt es zusätzliche Grenzkontrollen. Ärger mit den Nachbarstaaten erwartet die Bundesregierung deshalb nicht. In der Union herrscht nach dem gescheiterten Migrationstreffen Verärgerung. 11.09.2024 Scholz attackiert Merz: «Sie können es nicht» Ein zorniger Kanzler und ein Oppositionsführer, der den Staatsmann gibt: Die Generaldebatte des Bundestags ist von Schuldzuweisungen geprägt. Und ein großer Migrationskompromiss ist ferner denn je. 11.09.2024 Wie geht es weiter nach dem gescheiterten Migrationsgipfel? Nach dem Abbruch der Gespräche beschuldigen Ampel-Koalition und Union einander, in der Migrationspolitik nicht konstruktiv zu arbeiten. Was bedeutet das für die Situation an den deutschen Grenzen? 10.09.2024 Asylpolitik: Faeser für Schnellprüfungen - Union unzufrieden Ampel und CDU/CSU haben über weitere Maßnahmen zur Begrenzung der irregulären Migration beraten. Was die Regierung vorschlägt, überzeugt die Union nicht - sie erklärt die Gespräche für gescheitert.