17 tote Tiere auf Bauernhof - Kritik an Kontrollsystem

Auf einem Bauernhof in Griesstätt im Landkreis Rosenheim haben Veterinäre 14 tote Rinder und drei tote Schafe gefunden. Drei weitere Rinder mussten aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes eingeschläfert werden, wie das Landratsamt Rosenheim mitteilte. Derzeit bestehe kein Verdacht auf eine Tierseuche. Mehrere Medien hatten berichtet.
Auf dem Hof befanden zudem etwa 40 weitere Rinder, Schafe, Hühner, zwei Pferde und ein Pony sowie je eine Ziege und eine Graugans. Die Tiere wurden in andere Ställe innerhalb und außerhalb des Landkreises gebracht und werden dort versorgt und medizinisch betreut.
Grüne und SPD im Landtag kritisierten die Kontrollsysteme und riefen die Staatsregierung zum Handeln auf. Laut SPD gab es mit dem neuen Fall schon fast ein halbes Dutzend Tierschutzverstöße allein im laufenden Jahr im Freistaat.
Verdacht auf Tiermisshandlung
In dem Griesstätter Fall hat die Staatsanwaltschaft Traunstein Ermittlungen wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz aufgenommen. Sie richten sich gegen den Hofbetreiber, wie ein Sprecher der Anklagebehörde mitteilte. Der Vorwurf laute auf Verdacht der quälerischen Tiermisshandlung und der Tiertötung durch Unterlassen.
Die genaue Todesursache der verendeten Tiere werde derzeit vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ermittelt, teilte das Landratsamt mit. Anlass der Kontrolle war demnach eine anonyme Anzeige Mitte vergangener Woche.
«Haarsträubendes Tierschutzproblem»
Der Freistaat habe ein haarsträubendes Tierschutzproblem, doch verändert werde nichts, kritisierte Paul Knoblach von den Landtags-Grünen. «Wieder qualvoll verendete Tiere auf einem Bauernhof, wieder im Raum Rosenheim. Wieder war es ein aufmerksamer Informant, der das entdeckt hat, und nicht die zuständige Veterinärbehörde.» Bestätigte sich der Verdacht, müsse sich der Ministerpräsident einschalten. «Wir haben in Bayern Tierschutzskandale fast im Wochenrhythmus. Das System der Tierschutzkontrollen in Bayern ist endgültig gescheitert, und es ist nicht reformierbar», sagte Knoblach.
Personalmangel in Veterinärämtern?
Die SPD-Landwirtschaftsexpertin Ruth Müller verlangte engmaschige Kontrollen. «Es kann nicht sein, dass Tierquälereien in einem solchen Ausmaß nur durch Beschwerden aus der Bevölkerung aufgedeckt werden. Und der aktuelle Fall im Landkreis Rosenheim zeigt: Das System funktioniert einfach so nicht.» Wenn Landwirte überfordert seien, bräuchten sie schnelle und niedrigschwellige Hilfe – und nicht eine Duldung der Umstände. Müller vermutet Personalmangel in den Veterinärämtern als einen möglichen Grund.
Allgäuer Hof im Visier
Erst vor rund drei Wochen gab es in einem landwirtschaftlichen Großbetrieb im Allgäu erneut den Verdacht, dass Rinder misshandelt wurden. Tierschützer hätten Anzeige erstattet und belastendes Beweismaterial vorgelegt. Daraufhin durchsuchten Staatsanwaltschaft und Polizei Gebäude des Milchviehbetriebs. Der Hof war 2019 nach schockierenden Aufnahmen in die Kritik geraten, auch damals hatten Tierschützer den Fall ins Rollen gebracht.
In einem offenen Brief an Umwelt- und Verbraucherschutzminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) hatten die Landtags-Grünen gerade erst unter anderem eine Stärkung der Kontrollbehörden, mehr Transparenz und härtere Sanktionen verlangt.
Quelle: dpa