Hundertfache Vergewaltigung

Anwältin in Avignon-Prozess: Ex-Mann nicht stark manipulativ

27. November 2024 , 15:42 Uhr

Jahrelang soll er seine Frau betäubt und von Fremden vergewaltigen lassen haben. Einige von ihnen sahen sich von ihm kontrolliert. Die Verteidigung zeichnet ein anderes Bild des Hauptangeklagten.

Im Prozess um hundertfache Vergewaltigung in Südfrankreich hat die Verteidigung des Hauptangeklagten das Bild des damaligen Ehemanns als großen Manipulator zurückgewiesen. «Alle stehen unter seinem Einfluss?», fragte Béatrice Zavarro über die 50 Mitangeklagten. «War Pelicot bedrohlich? Nein. Gewaltvoll? Nein. Beleidigend? Nein. War die Tür abgeschlossen? Nein», führte die Anwältin von Dominique Pelicot aus.

Dem Senior wird vorgeworfen, seine damalige Frau Gisèle über fast zehn Jahre lang immer wieder mit Medikament betäubt und missbraucht und sie von fremden Männern vergewaltigen lassen zu haben. Er gestand die Taten vor Gericht. Gisèle Pelicot geht davon aus, etwa 200 Mal vergewaltigt worden zu sein. Die Ermittler vermuten etwa ein Dutzend weitere Täter, die nicht identifiziert werden konnten.

Verteidigung stellt Aussagen der Mitangeklagten infrage

In dem seit September laufenden Mammutverfahren hatten immer wieder Mitangeklagte versucht, Dominique Pelicot als Angstfigur und Manipulator darzustellen. Einige gaben auch an, möglicherweise selbst von dem Mann unter Drogen gesetzt worden zu sein.

Zavarro erwiderte mit Blick auf zwei Männer, die vor Gericht aussagten, mit Pelicot zwar in Kontakt gestanden, seinen Vorschlag zur Vergewaltigung aber abgelehnt zu haben: «Wenn er so manipulativ wäre, hätten diese zwei wie die anderen nicht widerstehen können.»

Die Verteidigerin zog die Mitangeklagten zur Verantwortung. «Muss das Wort Vergewaltigung verwendet werden, um zu verstehen, dass diese Frau bewusstlos ist und schläft?»

Urteil kurz vor Weihnachten erwartet

Die Staatsanwaltschaft hatte 20 Jahre Haft für Pelicot gefordert, die Höchststrafe bei schwerer Vergewaltigung. Es habe für ihn keine Grenzen gegeben. Man müsse zudem seine Aufrichtigkeit infrage stellen.

Nach dem Plädoyer für Dominique Pelicot folgen etwa zwei Wochen lang die Forderungen der Verteidiger der 50 weiteren Angeklagten. Sein Urteil will das Gericht kurz vor Weihnachten sprechen.

Quelle: dpa

Das könnte Dich auch interessieren

19.12.2024 «Schmerzhafter Weg»: Missbrauchsprozess in Avignon zu Ende Jahrelang wurde Gisèle Pelicot von ihrem Mann betäubt und von ihm sowie Fremden vergewaltigt. Der Prozess gegen die Männer endet mit Strafen, die einige zu kurz finden. Frankreich könnte er verändern. 16.12.2024 Letzte Worte in Vergewaltigungsprozess in Avignon Ein letztes Mal ergreift der Hauptangeklagte im Avignon-Prozess das Wort. Seine Ex-Frau bittet er für die Betäubung und die zigfachen Vergewaltigungen um Entschuldigung. Bald fällt das Urteil. 25.11.2024 Anklage fordert Höchststrafe für Ex-Mann in Avignon-Prozess Fast zehn Jahre lang hat er seine Frau betäubt und von Fremden vergewaltigen lassen. Die Anklage zeichnet ein düsteres Bild von dem Hauptangeklagten in Avignon und fordert viele Jahre Haft. 19.12.2024 Gericht lehnt Prozessbeginn gegen Tate-Brüder ab Andrew und Tristan Tate sollen Frauen in Rumänien sexuell ausgebeutet haben. Sie weisen die Vorwürfe von sich.