Im Prozess um hundertfache Vergewaltigung in Südfrankreich hat die Verteidigung des Hauptangeklagten das Bild des damaligen Ehemanns als großen Manipulator zurückgewiesen. «Alle stehen unter seinem Einfluss?», fragte Béatrice Zavarro über die 50 Mitangeklagten. «War Pelicot bedrohlich? Nein. Gewaltvoll? Nein. Beleidigend? Nein. War die Tür abgeschlossen? Nein», führte die Anwältin von Dominique Pelicot aus.
Dem Senior wird vorgeworfen, seine damalige Frau Gisèle über fast zehn Jahre lang immer wieder mit Medikament betäubt und missbraucht und sie von fremden Männern vergewaltigen lassen zu haben. Er gestand die Taten vor Gericht. Gisèle Pelicot geht davon aus, etwa 200 Mal vergewaltigt worden zu sein. Die Ermittler vermuten etwa ein Dutzend weitere Täter, die nicht identifiziert werden konnten.
In dem seit September laufenden Mammutverfahren hatten immer wieder Mitangeklagte versucht, Dominique Pelicot als Angstfigur und Manipulator darzustellen. Einige gaben auch an, möglicherweise selbst von dem Mann unter Drogen gesetzt worden zu sein.
Zavarro erwiderte mit Blick auf zwei Männer, die vor Gericht aussagten, mit Pelicot zwar in Kontakt gestanden, seinen Vorschlag zur Vergewaltigung aber abgelehnt zu haben: «Wenn er so manipulativ wäre, hätten diese zwei wie die anderen nicht widerstehen können.»
Die Verteidigerin zog die Mitangeklagten zur Verantwortung. «Muss das Wort Vergewaltigung verwendet werden, um zu verstehen, dass diese Frau bewusstlos ist und schläft?»
Die Staatsanwaltschaft hatte 20 Jahre Haft für Pelicot gefordert, die Höchststrafe bei schwerer Vergewaltigung. Es habe für ihn keine Grenzen gegeben. Man müsse zudem seine Aufrichtigkeit infrage stellen.
Nach dem Plädoyer für Dominique Pelicot folgen etwa zwei Wochen lang die Forderungen der Verteidiger der 50 weiteren Angeklagten. Sein Urteil will das Gericht kurz vor Weihnachten sprechen.
Quelle: dpa