Die Brenner-Autobahn in Österreich wird zu einem Nadelöhr. Vom 1. Januar an wird der Verkehr über die 1,8 Kilometer lange Luegbrücke aus Sicherheitsgründen oft nur noch einspurig rollen.
Das mehr als 50 Jahre alte Bauwerk bei Gries am Brenner halte einer vollen Verkehrsbelastung nicht mehr stand, teilte der Autobahnbetreiber Asfinag mit. Im März werde dann mit der Generalerneuerung der Brücke begonnen, die bis Ende 2030 dauern werde. Dafür sind knapp 390 Millionen Euro veranschlagt.
Um den Verkehr über diesen Teilabschnitt möglichst oft flüssig zu halten, werde er 2025 an 180 genau definierten Tagen – nachzulesen in einem speziellen Fahrkalender – zweispurig sein. Dazu müsse der Schwerverkehr aufwendig in die Mitte der Fahrbahn umgeleitet werden.
«Keinesfalls darf ein Lkw wie sonst üblich auf der rechten Spur unterwegs sein», erklärt Asfinag-Sprecher Alexander Holzedl. Für dieses Verfahren würden die Fahrzeuge auf einer Strecke von insgesamt acht Kilometern entsprechend umorganisiert.
Wer den Brenner-Pass zwischen Italien und Österreich benutzen will, kann auch nicht ohne weiteres auf Nebenstraßen ausweichen. Diese sind entweder für den Transitverkehr gesperrt oder – wie im Fall der parallel verlaufenden Bundesstraße – durch weitere Dosierampeln nicht wirklich attraktiv.
Besonders alarmiert ist die Logistik-Branche. «Wir müssen mit kilometerlangen Staus rechnen, bei einer Brücke, über die pro Jahr 2,5 Millionen Lkw rollen», so Stephan Jarmer, Verkehrsreferent der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth.
Die Unsicherheit über die Lieferzeiten zwinge Firmen, von «Just-in-Time»-Lieferungen abzurücken und Lagerflächen zu nutzen, was zu höheren Preisen und Lieferengpässen führen könne, hieß es jüngst auf einer Fachtagung der IHK. Obendrein gibt es für den Lkw-Verkehr in Tirol nun in Fahrtrichtung Süden insgesamt 36 Tage mit Fahrverbot, in Fahrtrichtung Norden 21.
Auf dem Streckenabschnitt der Brenner-Autobahn sind laut Asfinag täglich rund 32.000 Fahrzeuge unterwegs. Ab Ende 2027 soll der Verkehr – wenn wesentliche Elemente der Grunderneuerung abgeschlossen sind – generell wieder zweispurig rollen. Dass mit der Sanierung der Brücke nicht früher begonnen werden konnte, liegt laut Asfinag an Einsprüchen durch eine Gemeinde.
Nach der Luegbrücke steht auf der Brenner-Strecke noch die Sanierung der 190 Meter hohen Europabrücke an, die bei ihrer Fertigstellung 1963 die höchste Brücke Europas war. Die Bauarbeiten sollen 2040 beginnen.
Quelle: dpa