Vergleichsweise hohe Temperaturen und genügend Regen sind den Karpfen heuer gut bekommen. «Die Karpfen sind gut gewachsen und haben eine gute Qualität», sagte Martin Oberle, Leiter der Karpfenteichwirtschaft bei der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Höchstadt. Die Preise haben sich ihm zufolge nach einem Anstieg in den Vorjahren im Zuge von Inflation und Energiekrise momentan stabilisiert.
Die Karpfensaison geht von September bis April. Besonders gefragt sei der Speisefisch in Bayern von September und Oktober und dann wieder um die Karwoche, erläuterte Oberle. Für den bundesweiten Absatz ist hingegen der Dezember mit am wichtigsten, denn zu Weihnachten und rund um den Jahreswechsel wird in vielen Regionen traditionell Karpfen gegessen.
Fast 4.100 Tonnen haben Teichwirte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr gezüchtet und damit etwas weniger als im Jahr zuvor. Führend sind dabei mit großem Abstand Bayern und Sachsen, wo 2023 fast 1.700 beziehungsweise knapp 1.500 Tonnen Speisekarpfen erzeugt wurden. Vor zehn Jahren waren es bundesweit allerdings noch fast 5.300 Tonnen – seitdem schwankt die Menge, zeigt aber eine sinkende Tendenz.
Der Karpfen habe außerhalb der traditionellen Regionen ein «Imageproblem», sagte Oberle. Dort werde er deshalb nicht so nachgefragt. Dabei punkte der Karpfen bei der Nachhaltigkeit: Er wachse in drei Jahren langsam heran und ernähre sich von Tieren und Pflanzen, die er im Teich finde. Auch die Transportwege seien in der Regel kurz.
Auch mit Blick auf die Klimaerwärmung könnte der Karpfen an Bedeutung gewinnen. Ihm kämen die steigenden Temperaturen entgegen, erläutert Oberle. In wärmeren Ländern könne er deutlich schneller wachsen. Auch hierzulande gebe es ein paar Fachleute, die Karpfen schon nach zwei statt wie üblich nach drei Jahren auf Schlachtgewicht brächten. In einem Projekt werde derzeit untersucht, ob die Qualität genauso gut sei.
Für die Teichwirte könnte das nach Angaben von Oberle eine Zeitersparnis bedeuten. In Bayern sind die Teichwirtschaften kleinbäuerliche Betriebe. In Mittelfranken beliefern diese hauptsächlich Gaststätten, die den halben gebackenen Karpfen als Spezialität anbieten. In der Oberpfalz verkaufen die Teichwirte laut Oberle ihre Fische dagegen vor allem in andere Regionen, zum Beispiel über Großhändler.
Dort und in Oberfranken sei der Fischotter auf dem Vormarsch. «Da sind die Verluste sehr hoch», sagte Oberle. Dass der auch in der Fastenzeit beliebte Karpfen deshalb rar werde, müsse man aber nicht befürchten. «Bei uns wird der Karpfen bis Ostern reichen.»
Quelle: dpa