Gespräch mit Elon Musk

Historiker: Weidels Behauptung zu Hitler «grundfalsch»

10. Januar 2025 , 12:01 Uhr

AfD-Chefin Weidel bezeichnete im Gespräch mit Elon Musk den Nationalsozialisten Adolf Hitler als «Kommunisten» - eine Behauptung, die Rechtsextreme immer wieder äußern, die aber falsch ist.

Der Leiter des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, Andreas Wirsching, hat die Behauptung von AfD-Chefin Alice Weidel, Adolf Hitler sei in Wahrheit Kommunist gewesen, als «historisch grundfalsch» bezeichnet. Es handele sich um eine Behauptung, die in der rechtsextremen Szene immer wieder auftauche.

Eine solche Aussage sei im Hinblick auf die Opfer des NS-Regimes zynisch, politisch irreführend und infam. «Unter Hitlers Verantwortung wurden nicht nur Zehntausende Kommunisten verfolgt, in Konzentrationslager gesperrt und ermordet, sondern auch zahllose Sozialdemokraten und Gewerkschaftler», erklärte Wirsching.

Hitler sei spätestens seit 1919 ein radikaler Antisemit gewesen, ein völkischer Nationalist und militanter Feind des Kommunismus, so Wirsching in einer schriftlichen Stellungnahme auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Sein Programm habe auf eine rassistisch und ideologisch neu formatierte Volksgemeinschaft gezielt.

Weidel hatte sich in einem Online-Gespräch mit dem US-Tech-Milliardär Elon Musk auf dessen Plattform X am Donnerstagabend unter anderem zu Hitler geäußert und den Nationalsozialisten als «Kommunisten» bezeichnet. «Nationalsozialisten, wie das Wort schon sagt, waren Sozialisten», sagte Weidel. «Er war ein Kommunist und sah sich selbst als Sozialisten.» Hitler habe Unternehmen verstaatlicht und hohe Steuern verlangt.

Wirsching: «beliebtes Täuschungsmanöver»

Wirsching sagte dazu, Weidels Behauptung, Hitler habe nach 1933 die deutschen Wirtschaftsunternehmen verstaatlicht, sei ebenso falsch. Die Privatwirtschaft sei als solche nicht angetastet, sondern durch verschiedene dirigistische Maßnahmen in den Dienst der Kriegswirtschaft gestellt worden. «Jüdische Unternehmer wurden verfolgt und verdrängt. Sehr viele deutsche Privatunternehmen haben im NS-Regime und durch die Kriegswirtschaft große Gewinne eingestrichen», erklärte der Historiker.

Der Versuch, Hitler aufgrund der frühen antikapitalistischen Affekte der NSDAP und ihres sozialistischen Namenselementes als «links» zu bezeichnen, sei bis heute ein beliebtes Täuschungsmanöver. Damit sollten Sympathisanten und Rechtsnationalisten vor dem berechtigten Vorwurf der Kollaboration mit dem Nationalsozialismus geschützt werden. «Faktisch handelt es sich um ein reines und gemessen an der historischen Wahrheit infames Propagandamanöver. Mit ihm sollen rechte Vergangenheiten und die wahren Ziele rechtsextremer Politik camoufliert werden», sagte der Geschichtsprofessor.

Quelle: dpa

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