An dieses eine Berlin mit dem Olympiastadion und dem goldenen Pott für den DFB-Pokal-Triumph wollen sie beim VfB Stuttgart nach dem Einzug ins Viertelfinale noch nicht denken. An das andere Berlin mit dem kommenden Bundesliga-Gegner 1. FC Union im Heimspiel an diesem Freitag (20.30 Uhr/DAZN) und möglichen drei Punkten in der Tabelle dagegen schon.
Das hat für Stuttgarts Sportvorstand Fabian Wohlgemuth etwas mit Aufmerksamkeitsmanagement zu tun. «Wir sollten unsere Gedanken und Energie nicht darauf verschwenden, ans Endspiel zu denken, sondern unsere Energie richtig aufteilen», empfahl Wohlgemuth nach dem souveränen 3:0 bei Zweitligaschlusslicht SSV Jahn Regensburg.
Eine Mannschaft, die zwischen all diesen Wettbewerben stehe, der VfB ist ja auch noch in der Champions League vertreten, «muss erst mal schauen, dass sie auch mental den Fokus behält», erklärte Wohlgemuth. Das Finale in Berlin wollen die Stuttgarter aber trotzdem gerne erreichen. «Das wäre überhaupt nicht zu ehrgeizig», versicherte der Sportvorstand.
Der VfB will sich von seinen Aufgaben nicht ablenken lassen. Da stören dann den Verein auch Debatten über Termindichte und Spielansetzungen. Innerhalb von nur sechs Tagen absolvierten die Stuttgarter drei Auswärtsspiele: Einem 1:5 in der Champions League bei Roter Stern Belgrad ließen sie ein 2:2 in der Bundesliga bei Werder Bremen und nun das recht entspannte 3:0 im DFB-Pokal folgen. Und nur drei Tage nach dem K.o.-Duell in der Oberpfalz geht es daheim gegen den 1. FC Union.
«Es ist nicht meine Aufgabe zu lamentieren. Ich habe mich schon zweimal dazu geäußert. Natürlich wünscht man sich als Trainer, dass das berücksichtigt wird», sagte Coach Sebastian Hoeneß. «Es hat schon andere Mannschaften erwischt, jetzt ist nicht mehr der Zeitpunkt, sich damit großartig aufzuhalten.»
An der Anzahl der Spiele sind die Stuttgarter durch ihr erfolgreiches Abschneiden in der vergangenen und in dieser Saison selbst schuld. Dass sie gegen Union lieber erst am Samstag gespielt hätten, ist auch kein Geheimnis. «Wir nehmen es so an, wie es auf dem Spielplan steht», gab Wohlgemuth erst nach einigem Grübeln höflich zu Protokoll.
Die Stuttgarter Mannschaft machte wiederum in Regensburg deutlich, wie man trotz sieben Neuen in der Startelf ein K.o.-Spiel bei einem klassentieferen Gegner bestreiten muss, um nicht auszurutschen. «Die Jungs haben das Spiel sehr klar, konzentriert und diszipliniert angegangen», lobte Hoeneß.
Enzo Millot (10. Minute), Anrie Chase (19.) und Nick Woltemade (61.) machten mit ihren Treffern die seriöse Dienstreise zu einem vergnüglichen Betriebsausflug. Millot musste nach einem Schlag zwar ausgewechselt werden, doch Hoeneß ging zunächst nicht von einem Ausfall des Franzosen gegen Union aus.
Dass die Belastungen in dieser Saison höher geworden sind, merken die Spieler nur zu gut. «Man hat mittlerweile die eine oder andere Behandlung mehr», erzählte Nationalspieler Angelo Stiller, der den VfB erstmals in einem Pflichtspiel als Kapitän aufs Feld führte. «Aber man macht es gerne, deswegen möchten wir uns nicht beschweren, auch wenn die ganzen Reisen und Spiele in den Knochen stecken.»
Aber das DFB-Pokal-Endspiel wollen sie natürlich trotzdem erreichen. «Jeder, der diesen Pokal spielt, möchte ins Finale», betonte Stiller. «Wir hoffen auf einen guten Gegner, dass wir es am Ende auch schaffen.» Am 15. Dezember, nach der Auslosung, wissen die Stuttgarter mehr.
Quelle: dpa