OBERFRANKEN / POLEN / GROSSBRITANNIEN / BELGIEN. Mit einem internationalen Einsatz ist die Kriminalpolizei mit Zentralaufgaben Oberfranken (KPI (Z) Oberfranken) unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaften Bamberg und Warschau in enger Zusammenarbeit mit Ermittlern aus Polen, Großbritannien, Belgien und der Europäischen Polizeibehörde Europol gegen eine länderübergreifend agierende Bande mutmaßlicher Enkeltrickbetrüger vorgegangen.
In einer beispiellosen und langwierigen Ermittlungsaktion gelang es der KPI (Z) Oberfranken mit polnischen Ermittlern von der CBSP (deutsch: Zentrales Ermittlungsbüro der Polizei) Warschau, ein weiteres in Polen operierendes Callcenter zu zerschlagen und nunmehr auch die vermutlichen Drahtzieher der international agierenden Bande dingfest zu machen.
Bereits seit Oktober 2023 ermitteln die beiden Behörden gemeinsam intensiv im Bereich des Phänomens der sogenannten „Schockanrufe“. Dabei werden vor allem ältere Menschen telefonisch mit vermeintlichen Notlagen von Angehörigen konfrontiert, in einen Schockzustand versetzt und zu hohen Geldzahlungen gedrängt.
Schon nach kurzer und intensiver Ermittlungszeit konnte durch die deutschen und polnischen Ermittler im November 2023, mit zusätzlicher Unterstützung des zuständigen Fachkommissariats des Landeskriminalamtes Berlin, ein in Polen ansässiges Callcenter ausgehoben werden. Dort kam es zu Durchsuchungen und Festnahmen. Dieses diente als Dreh- und Angelpunkt der Betrugsmasche für die Angehörigen dieser Tatverdächtigen. Innerhalb weniger Monate wurden aus den aufgedeckten Räumlichkeiten, in einem ländlichen Ort bei Warschau, insgesamt ca. 14.000 Betrugsanrufe in die Bundesrepublik durchgeführt. Die Zerschlagung dieser Einrichtung führte zu einem signifikanten Rückgang der Fallzahlen in Deutschland Anfang 2024 und schwächte das kriminelle Netzwerk nachhaltig.
Im Zusammenhang mit dieser vorgenannten konzertierten Festnahme- und Durchsuchungsaktion wurden durch die verdeckten Maßnahmen der Polizei Oberfranken insgesamt 17 agierende Geldabholer auf frischer Tat festgenommen. Die Festnahmeorte erstreckten sich hierbei über die gesamte Bundesrepublik. Ein Teil der Geldabholer wurde zwischenzeitlich beim Landgericht Bamberg verurteilt.
Mit den aktuellen Maßnahmen Mitte Oktober 2024 gelang es den Ermittlern, nunmehr auch die Führungsstruktur der Bande empfindlich zu treffen. In einer durch Europol koordinierten Aktion wurden mutmaßlich führende Köpfe der Gruppe festgenommen, die als Logistiker agiert und die Geldabholer in verschiedenen europäischen Ländern gesteuert haben sollen. Umfangreiche Festnahmen und Durchsuchungsmaßnahmen erfolgten in Polen, Großbritannien und Belgien. Die sogenannte „Koordinatorenebene“ der kriminellen Organisation soll maßgeblich dafür verantwortlich gewesen sein, die illegal erlangten Gelder zu sichern und die operativen Abläufe der mutmaßlichen Betrügereien zu überwachen. Es wurden umfangreiche Beweismittel sichergestellt sowie insgesamt weitere acht Personen festgenommen und den jeweiligen Ermittlungsrichtern in Warschau, London und Brüssel zugeführt.
Die beiden Hauptverdächtigen der oberfränkischen Ermittlungen, beides polnische Staatsangehörige im Alter von 23 und 30 Jahren, warten nun auf die Auslieferung nach Deutschland durch die britischen Behörden. Durch die rechtzeitige Verhinderung mehrerer geplanter Geldübergaben sowie die Aufdeckung bereits vollendeter Betrugsfälle im Zusammenhang mit ihrer mutmaßlichen Tätigkeit als Logistiker bei den Betrugshandlungen, wird den beiden Hauptverdächtigten ein Vermögensschaden in Höhe eines niedrigen siebenstelligen Eurobetrages zugerechnet.
Die Polizei Oberfranken betont die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit für diesen Ermittlungserfolg. Dank der Unterstützung von Europol, der europäischen Partnerbehörden und der länderübergreifenden Abstimmung konnten nicht nur die Strukturen der Tätergruppe offengelegt, sondern auch deren Hintermänner aus dem Verkehr gezogen werden. Die Ermittlungen dauern an und es wird weiterhin an der vollständigen Aufklärung gearbeitet, um weitere Verantwortliche zu identifizieren.
Dieser jüngste Erfolg verdeutlicht einmal mehr, dass die Strafverfolgungsbehörden in Oberfranken ihre Kompetenzen bündeln und mit der KPI (Z) Oberfranken konsequent auch über Ländergrenzen hinweg gegen die Täter vorgehen, um frühzeitig und nachhaltig potentielle Opfer in Deutschland zu schützen.
Bürgerinnen und Bürger werden nach wie vor aufgerufen, bei Verdachtsmomenten sofort die Polizei zu informieren und keinerlei Geld oder Wertgegenstände an Unbekannte zu übergeben. Rufen Sie die angeblichen Familienmitglieder oder Personen über eine Ihnen bekannte Nummer zurück, um die Situation zu überprüfen. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, egal wie dringend es scheint. Legen Sie auf und wählen Sie die Notrufnummer 110.
red