Gut gekämpft, lange gehofft und am Ende doch klar verloren: Trotz eines beherzten Auftritts haben die deutschen Handballerinnen den erhofften EM-Coup gegen Titelanwärter Dänemark verpasst. Das Team von Bundestrainer Markus Gaugisch unterlag dem Olympia-Dritten im zweiten Hauptrundenspiel mit 22:30 (13:15) und hat mit nunmehr 2:4 Punkten keine realistische Chance mehr auf den Einzug ins Halbfinale.
«Am Ende fällt die Niederlage sicher zu hoch aus. Uns haben die einfachen Tore gefehlt. Wir hatten nicht die Effizienz aus dem Rückraum und mussten brutal für unsere Tore arbeiten. Dadurch verschleißt du», bilanzierte Gaugisch und räumte ein: «Die Enttäuschung ist natürlich da. Aber das ist die Realität. Du siehst den Unterschied zwischen einer solchen Top-Mannschaft wie Dänemark und uns.»
Auch Co-Kapitänin Emily Bölk ärgerte sich über die Niederlage. «40 Minuten waren wir auf dem Level, das wir brauchen. Wir haben es Dänemark lange richtig schwergemacht. Dann hapert es an der Chancenverwertung. Das war heute der größte Unterschied», sagte die Rückraumspielerin.
Vor 4.025 Zuschauern in Wien war Kreisläuferin Lisa Antl mit vier Toren beste deutsche Werferin. Nächster Gegner der DHB-Auswahl, die den Favoriten nur 40 Minuten fordern konnte und in der Schlussphase einbrach, ist am Montag Olympiasieger Norwegen. Zum Abschluss der zweiten Turnierphase kommt es zum Duell mit Slowenien.
Erstmals im Turnierverlauf rückte Viola Leuchter ins deutsche Aufgebot. Die 20 Jahre alte Rückraumspielerin vom deutschen Meister HB Ludwigsburg hatte wegen einer Erkrankung in den ersten vier Spielen zuschauen müssen und saß zunächst nur auf der Bank.
Die deutsche Mannschaft begann nervös. Nur einer der ersten sechs Angriffe führte zum Erfolg. Die Folge war ein schneller Drei-Tore-Rückstand (1:4). Anders als bei der bitteren 19:34-Pleite in der EM-Vorbereitung ließen sich die DHB-Frauen von dem Fehlstart aber nicht verunsichern.
Nach elf Minuten kam Leuchter, die sich von zwei Fehlwürfen bei ihren ersten beiden Versuchen unbeeindruckt zeigte und in der Folge für mehr Torgefahr sorgte. Zum wichtigen Rückhalt in dieser Phase wurde aber vor allem Torfrau Katharina Filter, die ihre Mannschaft mit einigen Glanzparaden im Spiel hielt. Mitte der ersten Halbzeit war beim 7:7 wieder alles offen.
«Wir müssen den Druck hochhalten, dann macht auch eine Weltklasse-Mannschaft wie Dänemark Fehler», hatte Gaugisch vor der Partie gesagt. Und er sollte recht behalten. Das DHB-Team bereitete dem WM-Dritten des Vorjahres zunehmend Probleme und ging knapp zehn Minuten vor der Pause beim 9:8 erstmals in Führung.
Deutschland war nun ebenbürtig, leistete sich gegen Ende der ersten Hälfte aber einige unnötige Ballverluste. So stand nach 30 Minuten ein Zwei-Tore-Rückstand auf der Anzeigetafel. Dennoch kamen die DHB-Frauen mit viel Schwung aus der Kabine und schnell zum Ausgleich.
Doch dann leistete sich der WM-Sechste eine Schwächephase, die der Favorit eiskalt ausnutzte. Als der deutschen Mannschaft mehr als fünf Minuten kein Tor gelang, zog Dänemark erstmals auf vier Treffer (23:19) davon. Eine kleine Vorentscheidung.
Zwar kämpfte die DHB-Auswahl verbissen um den Anschluss, der aber nicht mehr gelang. Vielmehr zogen die Däninnen nun weiter davon, weil die Gaugisch-Schützlinge im Angriff nur noch selten Lösungen fanden und zu viele Chancen vergaben.
Quelle: dpa