Dass der Kirchseeoner Perchtenlauf in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden ist, freut die oberbayerische Marktgemeinde sehr. «Das bedeutet vollen Stolz in der gesamten Gemeinde», sagte der Museumsdirektor des den Perchten gewidmeten «Maskeums», Rainer Eglseder, der Deutschen Presse-Agentur. Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) stimmte zu: «Der Markt Kirchseeon ist unheimlich stolz auf seine Perchten.» Die Eintragung dieser sowie fünf weiterer Kulturformen aus Deutschland wurde nun in Wiesbaden feierlich gewürdigt.
Bereits im März hatten die Kulturministerkonferenz der Länder und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) beschlossen, den Perchtenlauf aufzunehmen, wie die Deutsche Unesco-Kommission damals mitteilte. Der Vorsitzende der Kulturministerkonferenz, Hessens Kulturminister Timon Gremmels (SPD), erklärte nun: «Kultur ist nicht nur in Museen und Theatern zu finden, Kultur ist eben auch ein reicher Schatz an Erfahrungswissen, den man mit anderen teilt, ihn pflegt, weitergibt und gemeinsam zelebriert.» Es gehe um Engagement, Verantwortung für sich und andere sowie darum, «Traditionen zu pflegen oder auch neu zu schaffen».
Der Kirchseeoner Perchtenlauf ist ein Straßenumzug, bei dem unterschiedliche und oft gruselig maskierte Gestalten an mehreren Terminen im Dezember und Januar durch den Ort ziehen und für die Anwohner tanzen.
Den Lauf gibt es seit sieben Jahrzehnten. Im Januar soll 70. Jubiläum gefeiert werden. Seit 2022 zählt der Perchtenlauf bereits zum Immateriellen Kulturerbe Bayerns, vor drei Jahren wurde ein den Perchten gewidmetes Museum eröffnet: das «Maskeum» in den Räumen der Kirchseeoner Grund- und Mittelschule. Ähnliche Brauchtumsveranstaltungen mit schaurig maskierten Gestalten gibt es auch in etlichen anderen Orten in der Alpenregion.
Neben dem Kirchseeoner Maskenspektakel wurden noch fünf weitere Bräuche in die Liste aufgenommen. Dies sind die Berliner Technokultur, das Bergsteigen in Sachsen sowie die Weißstickerei in der hessischen Schwalm. Auch für die Finsterwalder Sangestradition in Brandenburg und den Viez, die Weinbereitung aus Äpfeln, Birnen oder Quitten im moselfränkischen Raum, wurden Auszeichnungsurkunden verliehen.
Die Unesco will neben den bekannten Welterbestätten mit dem Immateriellen Kulturerbe besondere Handwerks- und Brauchtumstraditionen schützen. Die deutsche Kulturerbeliste umfasst inzwischen 150 Einträge.
Quelle: dpa