OBERFRANKEN. Innenminister Herrmann und Justizminister Eisenreich veröffentlichten am heutigen Montag das Landeslagebild Bayern 2023 zur Gewalt gegen Polizeibeamte. Das Polizeipräsidium Oberfranken gibt einen Einblick in Zahlen und Entwicklungen des vergangenen Jahres für Oberfranken.
Auch im Jahr 2023 wurden Polizistinnen und Polizisten bei ihrer täglichen Arbeit verbal und körperlich angegriffen. Die Fallzahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr im Bereich des Polizeipräsidiums Oberfranken leicht erhöht.
Entwicklung ansteigend
Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberfranken kam es im Jahr 2023 zu 653 Fällen von Gewalt gegen Polizeibeamte. Verglichen mit dem Vorjahr (627 Fälle) ein Anstieg von vier Prozent. Allerdings kein Vergleich zum Rekordhoch von 802 Fällen im Corona-Jahr 2020. Trotz des leichten Anstiegs bewegen sich die Fallzahlen des Jahres 2023 auf einem niedrigeren Niveau als in den Jahren vor der Pandemie. Das Polizeipräsidium Oberfranken musste 266 Polizeibeamte verzeichnen, die im Zuge von tätlichen Übergriffen verletzt wurden. Während bei Beleidigungen und gefährlichen Körperverletzungen ein deutlicher Rückgang feststellbar ist, nahmen Fälle der vorsätzlichen Körperverletzung, Widerstand und tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte zum Teil um bis zu 33 Prozent zu. Bei körperlichen Übergriffen sahen sich die Einsatzkräfte hauptsächlich Angriffen durch Treten bzw. durch Schlagen mit der Hand oder der Faust ausgesetzt. In wenigen Fällen wurden Hieb- oder Stichwaffen, Reizgas oder sonstige Wurfgegenstände eingesetzt.
Zu den hier dargestellten Straftaten werden unter anderem Körperverletzungsdelikte, Widerstände gegen Maßnahmen, Bedrohungen, Beleidigungen und sonstige tätliche Angriffe gezählt. Den Ermittlern gelang es 99,7 Prozent der Fälle aufzuklären.
Die verbalen oder körperlichen Übergriffe werden am häufigsten im öffentlichen Raum, auf Straßen, Wegen und Plätzen begangen und haben in diesem Bereich im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent zugenommen. Am zweithäufigsten erfolgten die Übergriffe an privaten Örtlichkeiten, vor allem im häuslichen Bereich. Zu den Übergriffen auf die Einsatzkräfte kam es zumeist bei Festnahmen, Gewahrsamnahmen, Personalienfeststellungen oder der Klärung von Sachverhalten. Knapp die Hälfte der angegriffenen Polizisten findet sich in der Altersgruppe zwischen 26 und 35 Jahren wieder.
Die Täter sind in knapp 83 Prozent der Fälle männlich, erwachsen und in der Mehrzahl deutsche Staatsangehörige. Knapp 67 Prozent von ihnen standen unter dem Einfluss berauschender Mittel, davon mehr als die Hälfte unter Alkoholeinfluss.
Deeskalation und professionelle Konsequenz
Durch professionelles Auftreten, deeskalative Kommunikation, Teamarbeit und dem Einsatz von technischen Hilfsmitteln, wie der „Body-Cam“, versuchen die Polizistinnen und Polizisten kritische Situationen zu verhindern und eine Eskalation erst gar nicht entstehen zu lassen. Doch nicht jeder Konflikt kann verbal gelöst werden. Sollte der kommunikative Ansatz trotz aller Bemühungen nicht zum Erfolg führen, sind unsere Kolleginnen und Kollegen in der Lage, polizeiliche Maßnahmen nötigenfalls auch konsequent durchzusetzen. Durch eine umfangreiche praktische Ausbildung und regelmäßige Einsatztrainings sind unsere Einsatzkräfte sehr gut auf diese Lagen vorbereitet.
Ausblick
Nach einem sehr hohen Wert bei den Gewaltdelikten gegen Polizeibeamte im Jahr 2020 und einem deutlichen Rückgang im Jahr 2021, steigen die Werte seitdem kontinuierlich an. Ziel der Oberfränkischen Polizei ist es, durch intensive präventive wie repressive Bemühungen, die Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte möglichst gering zu halten und wieder zu senken.
red