+++ UDPATE 16:00 Uhr aus dem Bayreuther Landgericht +++
Leon D. hat heute das erste Mal vor Gericht zugegeben, dass er den Mord an seiner Ex-Freundin Rebecca geplant habe. Er war aber nicht der einzige, der heute eine Aussage gemacht hat. Wer war heute noch im Zeugenstand?
Als nächstes hat der zuständige Sachbearbeiter der Kriminalpolizei ausgesagt. Er hat unter anderem eine Timetable angefertigt, also einen zeitlichen Ablauf von dem Tattag bzw. der Tatnacht. Daran kann man ziemlich gut erkennen, dass der zeitliche Ablauf, so wie Leon ihn geschildert hat, nicht wirklich hinkommt. Wir haben dann auch nochmal die Videos gesehen, die Leon direkt nach der Tat angefertigt hat. Und wir haben Überwachungsvideos gesehen, unter anderem von der McDonalds-Filiale und der Jettankstelle, wo er getankt hat. Später ging es dann um die Auswertung der Handynotizen, speziell um die Liste, die Leon zwei Tage vor der Tat geschrieben hatte. Da stand ja dieser minutiöse Plan drin und durch die Auswertung wurde klar, das hat der Sachbearbeiter nochmal Stück für Stück abgearbeitet, bis zu der Tat, also alles das, was Leon eigentlich vorher berechnen und planen konnte, ist es eigentlich genau so passiert. Also das Fahren zu McDonalds, in Klammern Alibi, ich erinnere, das Gepäck, das Leon bei der Tat dabei hatte und dass er Handschuhe getragen hat, zum Beispiel.
+++ UDPATE 14:00 Uhr aus dem Bayreuther Landgericht +++
Im Lauf des Mordprozesses stellt die Kripo auch noch die Auswertung der Chats der beiden vor. Die gehen ja fast vier Jahre zurück bis ins Jahr 2020. Da hat alles als ganz normale Pärchenbeziehung angefangen, wie das in dem Alter halt so ist. Es wurde aber dann schnell zunehmend kritisch. Wegen Kleinigkeiten kriegen die beiden sich in den Chats offensichtlich in die Haare. Meistens geht das von Leon aus. Er geht sie an, wird auch schnell beleidigend wegen zwischenmenschlicher Kleinigkeiten, äußert währenddessen auch Suizidgedanken, droht ihr quasi damit. Besonders auffällig ist eine Begebenheit vom 24.12.2021. In der Nachricht schreibt Leon: „Ich bin kein guter Freund, ich hab damit gedroht dich umzubringen“. Und später noch: „Vielleicht mach ich das ja wirklich“. Besonders diese beiden Nachrichten haben im Gerichtssaal für echtes Entsetzen gesorgt.
+++ UPDATE 11:00 Uhr aus dem Bayreuther Landgericht +++
Tag 6 beginnt mit Leons ergänzender Aussage und damit, dass er zugibt, den Mord an Rebecca geplant zu haben. Das sei zumindest immer wieder eine Option für ihn gewesen, sagt er. Im Laufe der Aussage verfällt er dann immer wieder auch in die alte Version, also dass er das irgendwie doch nicht so richtig vorgehabt hätte. Dann wird die Richterin irgendwann richtig sauer. Sie wird laut, sagt: „Schwurbeln Sie jetzt hier nicht so rum! Sie müssen mal entscheiden, ob Sie jetzt die Karten auf den Tisch legen wollen oder nicht.“ Und dann rechnet sie ihm den Tatablauf vor, also den Zeitablauf von Klingeln an der Tür bis zum Tod von Rebecca, den der Sachverständige festgestellt hat. Seine ursprüngliche Aussage, also dass er sich erstmal mit ihr hingesetzt hätte, dann in Erinnerung geschwelgt hätte, dann sei es irgendwann später zum Streit gekommen und im Affekt, hätte er sie dann getötet, das kommt einfach rein zeitlich gar nicht hin. Wir sprechen da insgesamt von 8 Minuten.
Was von dieser Aussage auch in Erinnerung bleibt, sind Ausschnitte von Chats zwischen Rebecca und Leon vor der Tat. Leon hat zu diesem Zeitpunkt schon hinterm Haus auf einem Acker gewartet, darauf, dass der Freund, der noch bei Rebecca zu Gast war, endlich geht. Leon hat mit ihr währenddessen geschrieben. „Hast du Besuch? Hast du Zeit, mit mir zu telefonieren? Werde ich geghostet?“ Als es dann darum geht, dass Leon einen Suizidplan gefasst hat und Rebecca ihn ein Stück weit dazu beglückwünscht, dass er da schon mit anderen Leuten drüber sprechen konnte, wird er zum ersten Mal im Chat sauer und sagt: „Ein erster Schritt zum Suizidplan, das ist wohl was Positives?!“ Hat sich dieser Streit vielleicht dann später fortgesetzt? Was man jetzt weiß, ist: Zu diesem Zeitpunkt hatte er das Messer schon in der Tasche und war quasi bereit, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Im Gericht braucht Leon danach eine Pause. In dieser Aussage hat er tatsächlich auch mehrfach stark geweint, so heftig wie noch nie bisher im Prozess. Und nach der Unterbrechung will er keine weiteren Fragen der Richterin mehr beantworten.
+++
Dieser Gerichtsprozess zehrt an den Nerven aller Beteiligten und lässt auch uns Journalisten nicht los. Heute geht der Mordprozess von Bindlach weiter. Heute erwartet das Gericht nochmal eine Aussage von Leon D. Unser Gerichtsreporter Joshua Tsakmakidis mit einer Einschätzung was heute passieren könnte:
„Also spannend wird heute auf jeden Fall zu sehen, ob Leon irgendeine Reaktion zeigt auf die Verhandlung vom Dienstag. Stichwort: Sicherungsverwahrung. Wir waren uns schon einig, also unter Gerichtsreportern am Dienstag, dass Leon auf jeden Fall matter wirkt, umso länger der Prozess dauert. Das ist ja irgendwie ein Stück auch klar. Aber eine heftige Reaktion haben wir bisher noch nicht von ihm gesehen. Spannend wird auch, wenn er sich jetzt nochmal äußert, ob er irgendwas an seiner Aussage vom ersten Prozesstag verändert. Widerlegt ist vielleicht ein zu großes Wort, aber während der Verhandlungstage wurde schon klar, dass das eher unwahrscheinlich ist, dass alles so passiert ist, wie er es am ersten Prozesstag ausgesagt hat. Und mein Eindruck vom Dienstag ist auch, die Kammer glaubt ihm nicht mehr.“
jt