Neue Details zum Reichsbürgerfall von Fichtelberg. Vor einem Jahr hat eine große Razzia dort zugeschlagen und den Ex-KSK-Soldaten Peter Wörner festgenommen. Jetzt sollen alle 27 Mitglieder in Untersuchungshaft noch vor Weihnachten angeklagt werden. Das schreibt die Süddeutsche Zeitung. Gegen mehr als 40 weitere Komplizen laufen Ermittlungen. Auch die Frankenpost meldet die neuen Details zum Fichtelberger.
Es ist unfassbar, was der 54-jährige alles gemacht hat. Er hatte in Fichtelberg eine Survival-Schule, ist für Rekrutierungen in die Verschwörergruppe zuständig gewesen. In seinem Keller ein Waffenlager. Und er habe bei den Planungen für einen bewaffneten Sturm auf den Bundestag eine zentrale Rolle gespielt.
Was schon länger bekannt ist (Stand 9.8.2023):
Der Mann habe einen Plan erarbeitet, nach dem eine Gruppe von bis zu 16 Mittätern den Bundestag bewaffnet stürmen sollte. Abgeordnete sollten verhaftet werden, auch tödliche Waffengewalt war wohl vorgesehen.
2020 hatte Peter W. sich dem Reichsbürgernetzwerk von Heinrich Prinz Reuß angeschlossen. 2021 ist er nach Berlin gefahren und hat sich von einer ehemaligen AfD-Bundestagsabgeordneten den Bundestag, angrenzende Gebäude und unterirdische Zugänge zeigen lassen, die auch in den Plenarsaal des deutschen Bundestags führen. Davon sind Videos auf seinem Handy gefunden worden. Außerdem ist bei Peter W. eine Liste mit Namen von Politikern, Journalisten und anderen bekannten Persönlichkeiten gefunden worden. Militäruniformen hat er schon besorgt.
Peter W. hat in Hohenmirsberg bei Pottenstein und in Fichtelberg eine Survivalschule betrieben und hat Schießübungen auf einer privaten Schießanlage auf dem Oschenberg geleitet. Laut dem Bundesgerichtshof sind bei der Razzia mehrere hundert Schuss Munition, sechs Gewehrmagazine, Nachtsichtgeräte, Fesselungsmaterial und ein Totschläger bei ihm gefunden worden. Insgesamt sind bei den Durchsuchungen 273 Schusswaffen, 259 Hieb- und Stichwaffen, mehr als 80.000 Munitionsteile sowie zahlreiche Satellitentelefone sichergestellt worden, schreibt die Frankenpost.
Dann hat sich aber ein verdeckter Ermittler bei Peter Wörner für ein Überlebenstraining angemeldet. Da hat er über die Pläne der sogenannten „Allianz“ geplaudert. Zum Beispiel, dass es Listen für geplante Hinrichtungen gebe. Später sind bei ihm zu Hause auch Namenslisten gefunden worden. In der Frankenpost steht: „Peter Wörner war den Ermittlungen zufolge nicht nur einer der eifrigsten, sondern auch einer der frühesten Gefolgsleute der [sogenannten] „Reuß-Bande“.“
Weiter heißt es in der Frankenpost:
Laut „Süddeutscher“ soll Wörner im Sommer 2021 sogar zwei Drei-Sterne-Generäle der Bundeswehr per Mail um Unterstützung gebeten haben. Das deutsche Volk sei versklavt, habe es in der Mail geheißen, „und wer, wenn nicht das Militär kann hier eingreifen und den ganzen Irrsinn stoppen?“ Laut „SZ“ ist es unklar, ob die Generäle die Mail erhalten haben und wie darauf reagiert wurde. Das Verteidigungsministerium wolle sich mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern. […]
Laut früheren „SZ“-Meldungen hat sich die Gruppe am 25. November 2021 in Helmbrechts im Landkreis Hof konstituiert. Die Wahl des Ortes sei aber rein zufällig gewesen und deutet nicht auf eine Verwurzlung im Ort hin, heißt es in Ermittlerkreisen. Laut „SZ“ hat Peter Wörner schon vor einigen Jahren Mitglieder der „Europäischen Aktion“ in Thüringen militärisch trainiert. Der rechtsextreme Zusammenschluss von Holocaust-Leugnern löste sich 2017 auf. Zuvor hatten sich führende Kader bei rechtsradikalen Konzerten in Themar im Landkreis Hildburghausen präsentiert.
Die Ermittlungsakten umfassen mehr als 425 000 Seiten. Es wird erwartet, dass die Mammutverfahren in Stuttgart, Frankfurt und München Jahre dauern werden.“
bea