Auf der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) weite Teile der bisher in Bayern als potenziell geeigneten Flächen als ungeeignet eingestuft. Konkret wurden im Norden des Freistaates weite Teile Frankens nördlich einer Achse zwischen Ansbach und Nürnberg sowie Teile der nördlichen Oberpfalz von den Wissenschaftlern aus dem Rennen genommen. Gleiches gilt für die Regionen rund um den Chiemsee sowie ein Gebiet in Niederbayern zwischen Landshut und der Grenze zu Österreich, die bisher noch im Suchverfahren waren.
Nach dem neuen Arbeitsstand der BGE sind rund 44 Prozent der Landesfläche in Deutschland weiter im Rennen – in der Regel, weil hier noch keine weitere Einordnung durch Experten erfolgt ist.
Verglichen mit dem ersten Bericht der BGE zu den Teilgebieten aus dem September 2020 hat sich damit die Fläche um rund zehn Prozent reduziert. Die bisherigen Ergebnisse wurden auf der Internetseite der BGE als interaktive Karte veröffentlicht.
Damit ist Bayern aber noch nicht generell aus dem Rennen bei der Endlagersuche. Ein großer Bereich zwischen Nürnberg, Augsburg und dem Bayerischen Wald muss noch näher untersucht werden.
Zudem beschreibt der neue Arbeitsstand auch noch immer keine verbindlichen Ergebnisse: Die Einschränkung der Teilgebiete auf Standortregionen, die im weiteren Verlauf des Verfahrens oberirdisch erkundet werden, soll laut BGE erst Ende 2027 erfolgen. Die finale Entscheidung über diese zu erkundenden Standortregionen trifft der Bundestag.
Die Bundesgesellschaft für Endlagerung prüft mit Sicherheitsuntersuchungen, welche Gebiete in Deutschland günstige geologische Bedingungen für die unterirdische Endlagerung hochradioaktiver Abfälle erwarten lassen.
2020 hatte die bundeseigene Gesellschaft zunächst in einem Bericht 90 solcher Gebiete ausgewiesen, bei denen eine weitere Prüfung lohnen könnte, dies waren 54 Prozent der Fläche Deutschlands. Diese Gebiete werden nun im weiteren Verfahren auf wenige Standortregionen eingeengt. «Ziel ist es, mit einer angemessenen kleinen Zahl an Gebieten in Phase 2 zu gehen», sagte BGE-Sprecherin Dagmar Dehmer.
Während Umweltverbände und Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) das Suchverfahren und die gewollte Transparenz lobten, kritisierte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) das Prozedere: «Das bisherige Verfahren hat in erster Linie Kosten und Verunsicherung in vielen Regionen gebracht.» Es sei auch nicht akzeptabel, dass sich die Suche bis in die 2070-er Jahre hinziehe. Den neuen Arbeitsstand bezeichnete er als «gute Nachricht für viele Menschen in Bayern».
Die Methodik, mit der die Sicherheit im aktuellen Arbeitsschritt bewertet wird, erläuterte die Bereichsleiterin Standortauswahl bei der BGE, Lisa Seidel. «Wir suchen in einem wissenschaftsbasierten Verfahren den Standort mit der bestmöglichen Sicherheit. Daher setzen wir die Sicherheitsanforderungen für die Gebiete mit jedem Prüfschritt ein bisschen höher. Gebiete, die eine Hürde nicht überspringen, werden nicht weiterbearbeitet.»
Bei der Endlagersuche geht es um einen Ort in der Tiefe zur dauerhaften Lagerung von 27.000 Kubikmetern hochradioaktivem Müll aus mehr als 60 Jahren Atomkraft in Deutschland. Es soll ein Ort gefunden werden, der für eine Million Jahre sicher ist, da der Müll Hunderttausende Jahre strahlt. Aufbewahrt wird er aktuell in 16 oberirdischen Zwischenlagern in verschiedenen Bundesländern.
Das Bundesumweltministerium geht davon aus, dass bis 2050 ein entsprechendes Endlager gefunden sein wird. Das wäre etwa 20 Jahre später als ursprünglich geplant. Bis wann das Endlager dann wirklich genutzt werden kann, ist noch offen.
Quelle: dpa